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Meine Vision für das Bildungssystem von morgen. // My vision for tomorrow's education system.
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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
heute möchte ich verschiedene, ineinandergreifende und verbundene Aspekte von Bildungsungerechtigkeit aufgreifen, und das mit dem Ziel, dass Sie mit diesem allumfassenden Verständnis in der Praxis tatsächliche Chancengerechtigkeit verwirklichen können, wenngleich Sie wie auch ich wissen, dass das auch stark defizitären Ressourcen im Bildungs- und Sozialwesen geschehen muss.
Um gezielt in das Thema überzuleiten, möchte ich kurzerhand eine Anekdote über ein erfolgreiches Sozialprogramm aus den 60er-Jahren aus einem Land vorstellen, womit man ein solches Sozialprogramm wohl kaum assoziieren würde: Der Vereinigten Staaten. Doch will ich mit der Anekdote aufzeigen, was gut durchdachte, interventionistisch und zugleich strukturelle Angebote bewirken können, damit Bildung für alle gelingen kann, und nicht nur für einzelne Wenige.
Die Anekdote handelt von dem Perry Preschool Programm, gestartet im US-Bundesstaat Michigan, war eine Initiative, die darauf abzielte, die kognitiven Fähigkeiten von 123 benachteiligten afroamerikanischen Kindern im Alter von drei bis vier gezielt in den frühen Jahren zu verbessern. Es bestand aus zwei Hauptmaßnahmen: einer Untersuchungsgruppe, die diese Maßnahmen erhielt, und einer Kontrollgruppe, die nicht daran teilnahm. Einerseits umfasste das Programm ein routiniertes, wöchentliches Zusammenkommen von zweieinhalb Stunden, in der die Kinder in einem Klassenraum zusammenkamen, um an Projekten zu arbeiten, bei denen die Kinder eigenständig u.A. Aufgaben planten, ausführten und dann die Aufgaben gemeinsam besprachen. Andererseits umfasste das Programm wöchentliche 1,5 Stunden Hausbesuche, in der u.A. Lehrerinnen und Lehrer auf eine bessere Eltern-Kind-Interaktionen hinwirkten. Zwar ist die Teilnehmendenzahl der Studie klein und damit nicht repräsentativ, doch zeigten die Forscher einerseits, dass sich die Kognition bis zum Alter von 10 nicht wesentlich verändert, doch zeigten alle Kinder andererseits langfristig und generationsübergreifende eine bessere Gesundheit, ein besseres Einkommen, ausgeprägtere soziale und emotionale Fähigkeiten, sind eher geneigt, die High School abzuschließen und aufs College zu gehen und zugleich weniger geneigt, in soziale Schieflagen zu geraten. Es zeigt sich also, dass wir nicht nur insgesamt bessere Rahmenbedingung brauchen im Sinne einer besseren Finanzierung unsere Bildungsinfrastruktur, sondern strukturelle Individualangebote, die aber zeitgleich universell bei jedem gleich anwendbar sind.
Frühkindliche Entwicklung und der später (fehlende Arbeitsethos) als Erfolgskriterium
Auch zeigt dieses Programm aus meiner Sicht, dass der Grundstein für eine gelingende Schulzeit schon zumeist viel früher als mit dem Eintritt in die Schullaufbahn beginnt. Denn die Maßnahmen des Perry Preschool Studie basierten am Ende darauf, durch individuelle Unterstützung Selbstdisziplin, Selbsteffektivität, Routinen, und Selbstregulation im frühesten Kindesalter zu erlernen und daraus ein gesundes Lebens- und Arbeitsethos für das spätere (schulische) Erwachsenenleben mitzunehmen. Und ja, in der Regel erlernen Kinder diese wesentlichen Treiber für schulischen Erfolg, in dem im Normalfall ein Vereinssport nachgegangen, ein Instrument erlernt oder ein allgemein strukturierter Alltag vorgelebt wird. Ist dieser nicht vorhanden, so sind die Grundvoraussetzungen für effektive Bildung ebenso nicht vorhanden, und Bildung kann nur schwer diese Menschen erreichen.
Deshalb sind in Armut und in anderen prekären Lebensverhältnissen lebende Menschen genau jene, die am Meisten in ihrer geistlichen und charakterlichen Entfaltung beteiligt sind. Ein Kind startet sicherlich vorbereiteter in das Schulleben, das schon suffiziente Logik- und Sprachverständnisse aufzeigt und vorhandene Entwicklungsdefizite aufgrund von guter elterlicher Beobachtung aufgeholt hat, als das jene Kinder tun, deren Defizite unbehandelt bleiben und die aufgrund vorhandener Probleme im Haushalt sowie aufgrund ständiger ökonomischer Zwänge einer Dauerrastlosigkeit ausgesetzt sind. Die Folge ist, dass der Bildungserfolg schon dann nicht existiert, bevor überhaupt der eigentliche Bildungsweg begonnen hat. Und nicht zuletzt sind es nicht nur etwaige Defizite, die unsere Startbedingung im frühesten Alter beeinflussen, sondern es sind andere, vor allem in Problemlagen häufig vorfindbaren Traumata und familiärer Stress, die selbst Einfluss auf unsere Gesundheit nehmen, etwa auf den Metabolismus und dem Immunsystem.
Denn um das mal insgesamt bildsprachlich auszudrücken: Man kann ja auch kein Haus dekorieren, wenn das Fundament nicht zementiert ist. Daher ist es mir wichtig zu sagen, dass wir noch präventiver in frühkindlicher Entwicklung investieren müssen, und noch gezielter auch Kindergärten in Problemlagen in den Fokus nehmen. Für Kommune und Länder heißt dies auch, mit den städtischen und nicht-städtischen Kindergärten stärker und übergreifender zusammenzuarbeiten.
Wie wir die wichtigen Tugenden von Funktionalität und Selbsteffektivität erlernen
Darüber hinaus dürfen wir auch nicht die real existierenden Probleme vergessen, die einen wesentlichen Einfluss auf die Tugenden haben, die die Schule als erfolgsentscheidend ansieht, ja, die maßgeblich über Bildungserfolg- und Misserfolg mitbestimmen. Denn klar ist, dass die Tugend einer gesunden Arbeitsethik unausweichlich Produkt davon ist, wie wir es von unseren Eltern und anderen nahestehenden Menschen vermittelt und vorgelebt bekommen.
Wie aber geht man mit dem Umstand als Schulinstitutionen um, wenn Selbstwirksamkeit und Selbstregulation eben nicht im Elternhaus erlernt wird, da die Eltern es entweder nicht selbst in ihrem eigenen Leben erlernten, oder aufgrund langanhaltender Nichtarbeit, psychischer Probleme oder einer anderweitigen sozialen Isolierung selbst in eine Strukturlosigkeit gefallen sind – und daher verständlicherweise Schwierigkeiten haben mit standhaften Füßen selbst im Leben zu stehen zu können, Teilhabe am Leben zu haben, ihren Beitrag zur Bildung standesgemäß des Kindes zu leisten.
Und dort beginnt es doch schon zumeist: Bei den Tugenden selbst und ihrer Wichtigkeit für den eigenen Bildungserfolg. Die Folge ist, dass für junge Menschen die Schule zu einem Ort mutiert, der sie gar nicht bestärken und abholen kann. Denn Fakt ist doch auch ganz abseits der so relevanten Arbeitstugenden, dass junge Menschen in Problemlagen häufig mit sich, ihrer Entwicklung und ihre Zielvorstellung allein gelassen werden….
…Und das auch ganz zwangsläufig -- bedenkt man, dass die oftmals hohen Belastungen des Lehreralltags eine Individualunterstützung nahezu unmöglich macht, wenngleich sie doch genau hier so wichtig und kritisch wären – insbesondere, wenn es um die Frage des eigenen Lebensentwurfs und die damit einhergehenden Zielformulierungen geht, die als Kompass für das eigene Leben absolut notwendig sind.
Doch ist es unabhängig von Alter und Bildungsstand so, dass es schwer ist Ziele zu formulieren, wenn Existenzprobleme den Kopf schon ohnehin beanspruchen und die ökonomischen und kulturellen Zwänge des Alltags Überhand nehmen – so sehr, dass die Bedürfnisse und Zielsetzungen des Kindes folgelogisch zu kurz kommen. So sehr, dass man nach einem Triage-Prinzip Schülerinnen und Schüler unterstützt, als dass sie so Unterstützung bekommen, die die Schülerinnen und Schüler auffängt und abholt, wo sie sich im Leben befinden – auch im Hinblick der wirtschaftlichen und sozialen Lage des elterlichen Haushaltes.
Das Arbeitsumfeld der Lehrer und das Lehrersein
Die Schule ist auch insofern ein interessanter Ort, als das sicher der Großteil der Lehrerinnen und Lehrer aus der bürgerlichen Mitte kommen, in der auf Bildung und das Erlernen von den oben beschriebenen Tugenden sehr viel wert gelegt wurde und daher völlig normal angesehen werden. Und wenngleich ein Großteil der Lehrerinnen und Lehrer natürlich nicht reduktionistisch auf junge Menschen in Problemlagen schauen und eventuelle schulische Versäumnisse natürlich in der Lage sind scharfsinnig einzuordnen, so selten denken junge Lehrerinnen und Lehrer an die Treiber dahinter. Daher sind eben auch Weiterbildungstage für alle Verantwortlichen in der einer Bildungsaufsicht wichtig, indem man inhaltlich durch viele Blickwinkel das Thema der Teilhabegerechtigkeit beleuchtet, und Handlungsempfehlungen für die Bildungsaufsicht der Länder ableitet.
Ich möchte für einen Moment aber nochmals besonders auf die schwierige Rolle von Lehrerinnen und Lehrern hinweisen. Denn auch sie sind viele strukturelle Probleme ausgesetzt, die einem durchaus herausfordernden Arbeitsumfeld ausgesetzt sind, und Frustrationstoleranz sicher genauso zum Alltag gehört und die chronischen Unterfinanzierung des Bildungswesens natürlich die Arbeitsmentalität sowie die Arbeitsbereitschaft von Lehrerinnen und Lehrern beeinflusst. Es ist nämlich doch gleich wie in einem Büro. Man möchte nicht mit den schlechtesten Geräten arbeiten, sondern mit den besten Geräten. Man möchte in Räumlichkeiten arbeiten, die ein freundliches und lernempfängliches Klima erstellen. Denn auch hier bin ich der Überzeugung, dass nicht nur die Leistung und der Wille von Schülerinnen beeinflusst ist durch die Umwelt, sondern zweifellos auch die Kapazität und das Arbeitsumfeld der Lehrerinnen und Lehrer.
Schon allein deswegen ist der massive Investitionsrückstau von 43.5MRD EUR ein echtes, politisches Problem, da es ein chronisches Versagen aufzeigt: Dass es unseren Kommunen durch Altschulden schlechtgeht und schlicht wenig monetäre Ressourcen für den Erhalt von schönen Schulgebäuden und innovativen Lernräumlichkeiten vorhanden sind: Wo Ideen gedeihen können, wo das Lernen tatsächlich passiert. Ich meine, wie häufig hören Sie von Lehrerinnen und Lehrern, die mal wieder frustriert sind über die Technik, über kaputte Fenster, über fehlende digitale Gestaltungsmöglichkeiten, über miefenden Gestank in Toiletten und löchrigen Dächern?
Schaut man sich den kommunalen Investitionsrückstand von rund 43.5MRD EUR im bundesdeutschen Gebiet an, wird einem erstmal das Ausmaß klar, dass Bildung schlicht zu kurz kam. Konkret heißt es für Städte, dass die Schulgebäude immer maroder werden, und man mit den Reparaturen nicht mehr nachkommt. Laut KFW machen die Modernisierung der Gebäude allein 43.5MRD€ aus, also ein Drittel des insgesamten kommunalen Investitionsstaus. Städte wie Kaiserslautern, die besonders stark auch von der ADD hinsichtlich ihres Haushaltes unter Beobachtung stehen, brauchen freiere, finanzielle Spielräume und eine dringende Altschuldenlösung – auch oder gerade wegen der so notwendigen Modernisierung unserer Bildungsinfrastruktur. Und auch ist es wichtig, dass finanzschwache und altindustrielle Städte ganz generell auch von der ADD mehr Spielräume bekommen, trotz hoher Verschuldung freie kulturelle Aufgaben (Schwimmbäder, Kulturorte etc.) zu gewährleisten.
Konkrete und niedrigschwellige Angebot sind integraler Bestandteil zukünftiger Bildungspolitik
Wie schaffen wir es, unser Bildungssystem so zu gestalten, dass junge Menschen, insbesondere in Problemlagen, besser in ihrem Leben dort abgeholt werden, wo sie sich befinden? Hierzu möchte ich ein paar Ideen vorstellen, die sich aktiv in einer Schule ohne extremen Mehraufwand – bis auf etwas mehr Einsatz und Bereitschaft von Lehrkollegium und Schulmanagement – einbauen und umsetzen lassen.
· Aufbau von Tutorstrukturen, in den Lehrerinnen und Lehrer regelmäßige Check-Ins mit Schülern und Lehrern durchführen, und gemeinsam überlegen, was die Bedarfe sind und wo es eventuell hackt. Regelmäßige Einbindungsgespräche zwischen Lehrkraft und Schüler mit Fragebogen.
· Aufbau eines niedrigschwelligen, unbürokratischen und durch das Schulmanagement gesteuerte Talentfond für besondere Ausgaben, die Herkunftsfamilien nicht stemmen können für besondere Anschaffungen
· Abschluss von besonderen Partnerschaften mit Schwimmbädern, Musikschulen etc, die vergünstigt eventuell ihre Angebote für junge Schülerinnen und Schüler bereitstellen können und vertrauensvoll ihren Mehrbedarf an verantwortliche Stellen online beispielsweise mitteilen können.
· Auf Landesebene wünsche ich mir besondere Ausschreibungen für besonderes Engagement von Lehrkräften, die das schulische Miteinander durch innovative Ansätze nachhaltig gestalten, evtl. durch Bonusanreize. Beispielsweise gibt es in der Bertha von Suttner Kaiserslautern eine Radio- und Video-AG, die durch eine Spende realisiert werden konnte. Hierbei bereiten die Schüler selbstständig fantastische Podcasts, Gespräche und Beteiligungsformate vor, die das Schulleben in eine positive und partizipativere Form prägt
· Ein kurzes Hausbesuchsprogramm wie in Michigan, das Aspekte des Elternmanagementtrainings, um gefährdeten Eltern zu helfen, ihre Erziehungsarbeit positiver und effektiver zu gestalten.
· Ein Landessondervermögen für die Kernsanierung unserer Bildungsinstitutionen, damit Lernorte einladend sind -- und eben nicht ausladend oder abhängig von der Finanzkraft eines Fördervereins.
Zwar ist die Arbeit an Schulen in Problemlagen nicht unbedingt immer einfach, doch sind die Erfahrung echt und nicht verschönert. Als Lehrperson sieht man sich daher mit großer Sicherheit tagtäglich mit Realitäten konfrontiert, die viele Menschen gerne wegrationalisieren oder in einem Zustand der kognitiven Dissonanz herausfiltern. Es ist herausfordernd, da man Realitäten kennt, die einem – fernab des bürgerlichen Lebens – einen selten begegnet, und eigene Lebensprinzipien hinterfragt. In einer gewissen Art und Weise im wahrsten Sinne des Wortes „enttäuscht“. Und doch denke ich, dass ein plurales, verkörpertes Verständnis über die Probleme unserer Gesellschaft stets besser ist als in einem Zustand des Unbewusstseins über die realexistierenden Probleme hinwegzusehen.
Auch dürfen wir nicht vergessen, welch enorme Kompetenzen junge Menschen aus Problemlagen entwickeln können, und wie relevant diese für unsere Gesamtgesellschaft ist, die vor immensen Umbrüchen steht. Wir brauchen Menschen mit Transformationskompetenz Wir brauchen Menschen, die in die Politik gehen mit dem scharfen Blick auf gesamtgesellschaftliche Probleme, die oftmals gerne nur innerhalb des begrenzten und selektierten Bewusstseins der Mitte der Gesellschaft diskutiert und erörtert werden. Nur so können sich auch Denkweisen und schlussendliche Handlungen ändern. Auch bringen Menschen in Schieflagen oftmals Resilienzkraft mit, sind kreativ, und der Zusammenhalt – zumindest auch damals in meiner Zeit in der Jugendhilfe, im Kotten- und Fischerrücksviertel in Kaiserslautern – stets immens gewesen.
Und natürlich, das können Sie sich denken, bin ich auch ein politisch denkender Mensch. Und daher möchte ich mit Nachdruck auch für eine Vermögenssteuer für die Top 1-2% plädieren, die zweckgebunden reinvestiert wird in die Kindergrundsicherung. So alleine kämen mindestens 20MRD€ rum, die dem Gemeinwohl gut kämen. Wenngleich es keine Handlungsempfehlung an Sie ist, so ist mein nachdrücklicher Appell nach einer Kindergrundsicherung für mich nichts anderes als die pure Notwendigkeit eine tatsächliche Teilhabemöglichkeit auch durch Geldzuwendungen zu realisieren. Denn darum geht es doch schlussendlich in unsere marktwirtschaftlich geprägte Denkweise, die schlussendlich natürlich auch durch das Kapital geprägt wird: Dass tatsächliche Gerechtigkeit nichts mit Chancengerechtigkeit zu tun hat, sondern mit Teilhabe, die schlussendlich Kapital in verschiedenen Formen voraussetzt. Kulturelles Kapital, soziales Kapital, Kapital in Form von Netzwerk, Beratung und Know-how. Daher ist es auch eine Scham, dass Ministerin Lisa Paus, die ich im Januar letzten Jahres antraf, magere 2MRD für die Kindergrundsicherung herausgeholt hat, und die damals auch Kanzler Scholz mir gegenüber zugesagt hat in einem offiziellen Statement während des Wahlkampfes 2021.
Es hätte nämlich in diesem Ministerium mehr für die Kindergrundsicherung passieren können, nein, müssen. Sie wäre mit einer Vermögenssteuer bereits mit 17MR ausfinanziert gewesen. Dass uns das nicht wichtig genug war, ist irrational und auch politisch unklug, denn es ist den Menschen alle gleichermaßen über das Ausmaß von Kinderarmut auf Teilhabe bewusst. Dass damit jedes fünfte Kind mehr schlecht als gutgetan ist, bedarf keiner weiteren Erläuterung. Es hätte schlicht mehr kommen können, auch von Seiten anderer Koalitionspartner. Schlussendlich muss uns klar sein, dass gute Sozial- und Bildungspolitik bedeutet, dass es mehr Ressourcen benötigt, sich aber langfristig im Sinne der Fachkräfteausbildung, im Sinne des Standorts Deutschland und im Sinne des sozialen Friedens langfristig positiv auswirkt.
Am Ende ist das Ziel aller in unserer Gesellschaft universell: Dass der Lernort Schule auch tatsächlich ein Ort des Lernens und Gedeihens ist, und nicht nur die Zeit des Absitzens: Wo junge Menschen an Ideen spinnen und Ideen in den Unterricht zurücktragen, wo übergreifender Diskurs existiert und eine starke Schulgemeinschaft entstehen kann. Mit einem Zitat des amerikanischen Bürgerrechtlers WEB Du Bois möchte ich als Anstoß und als mutige Vision für das Bildungssystem von morgen beenden: "Wenn wir Geld zum Ziel der Ausbildung des Menschen machen, werden wir Geldmacher entwickeln, aber nicht unbedingt Menschen; wenn wir technisches Geschick zum Ziel der Bildung machen, mögen wir Handwerker besitzen, aber nicht, naturgemäß, Menschen. [...] Intelligenz, weitreichende Sympathie, Kenntnis der Welt, die war und ist, und des Verhältnisses der Menschen dazu - dies ist der Lehrplan jener höheren Bildung, die dem wahren Leben zugrunde liegen muss."
ENGLISH VERSION
Dear reader,
Today I would like to address various interrelated and interconnected aspects of educational inequality, with the aim that you can use this all-encompassing understanding to achieve real equality of opportunity in practice, even though you know, as I do, that this must also be done with heavily deficient resources in the educational and social systems.
To lead into the topic, I would like to present an anecdote about a successful social program from the 1960s from a country with which one would hardly associate such a social program: The United States. But I want to use the anecdote to show what well thought-out, interventionist and at the same time structural programs can achieve so that education can succeed for all, and not just for a few.
The anecdote is about the Perry Preschool Program, launched in the US state of Michigan, was an initiative aimed at improving the cognitive skills of 123 disadvantaged African-American children aged three to four specifically in the early years. It consisted of two main interventions: a study group that received these interventions and a control group that did not. On the one hand, the program included a routine weekly meeting of two and a half hours in which the children came together in a classroom to work on projects in which the children independently planned and carried out tasks and then discussed the tasks together. On the other hand, the program included weekly 1.5-hour home visits in which, among other things, teachers worked to improve parent-child interactions. Although the number of participants in the study is small and therefore not representative, the researchers showed on the one hand that cognition does not change significantly up to the age of 10, but on the other hand all children showed better long-term and intergenerational health, better income, more pronounced social and emotional skills, are more likely to complete high school and go to college and at the same time less likely to get into social difficulties. This shows that we not only need better overall framework conditions in terms of better funding for our educational infrastructure, but also structural individualized offers that can be applied universally to everyone at the same time.
Early childhood development and the later (lack of work ethic) as a criterion for success
In my view, this program also shows that the foundation for a successful school career usually begins much earlier than when children start school. This is because the measures of the Perry Preschool Study were ultimately based on learning self-discipline, self-efficacy, routines and self-regulation at an early age through individual support, and then taking a healthy life and work ethos with them for their later (school) adult life. And yes, children usually learn these essential drivers for success at school by participating in a club sport, learning to play an instrument or living a generally structured everyday life. If this is not available, the basic requirements for effective education are also not in place and education can only reach these people with difficulty.
This is why people living in poverty and other precarious living conditions are precisely those who are most involved in their spiritual and character development. A child will certainly start school better prepared if it already demonstrates a sufficient understanding of logic and language and has made up for existing developmental deficits thanks to good parental observation than children whose deficits remain untreated and who are exposed to permanent restlessness due to existing household problems and constant economic constraints. The result is that educational success does not exist even before the actual educational path has begun. And last but not least, it is not only any deficits that influence our starting conditions at an early age, but also other traumas and family stress, which are frequently found in problematic situations and which themselves influence our health, such as our metabolism and immune system.
Because to put it in figurative terms: You can't decorate a house if the foundations aren't cemented. It is therefore important for me to say that we need to invest even more preventively in early childhood development and focus even more specifically on kindergartens in problem areas. For local authorities and federal states, this also means working more closely and more comprehensively with municipal and non-urban kindergartens.
How we learn the important virtues of functionality and self-efficacy
Furthermore, we must not forget the real-life problems that have a significant influence on the virtues that schools consider to be crucial for success, indeed, that play a decisive role in determining educational success or failure. For it is clear that the virtue of a healthy work ethic is inevitably a product of how we are taught and exemplified by our parents and other close people.
But how do we deal with the situation as school institutions when self-efficacy and self-regulation are not learned at home, because the parents either did not learn it themselves in their own lives, or have fallen into a lack of structure themselves due to prolonged non-work, psychological problems or other social isolation - and therefore understandably have difficulties standing firmly on their own feet in life, participating in life and making their contribution to the child's education in line with their status.
And that's where it usually starts: With the virtues themselves and their importance for their own educational success. The result is that for young people, school mutates into a place that is unable to encourage and support them. The fact is that, quite apart from the relevant work virtues, young people in problematic situations are often left alone with themselves, their development and their goals....
...And inevitably so - considering that the often high stress levels of everyday teaching life make individual support almost impossible, even though this is precisely where it would be so important and critical - especially when it comes to the question of one's own life plan and the associated formulation of goals, which are absolutely necessary as a compass for one's own life.
However, regardless of age and level of education, it is difficult to formulate goals when existential problems already occupy the mind and the economic and cultural constraints of everyday life take over - so much so that the needs and goals of the child are logically neglected. So much so that pupils are supported according to a triage principle, rather than receiving support that picks them up and picks them up where they are in life - also with regard to the economic and social situation of their parents' household.
The working environment of teachers and being a teacher
School is also an interesting place in that the majority of teachers certainly come from a middle-class background, in which education and the learning of the virtues described above were highly valued and therefore regarded as completely normal. And even though the majority of teachers naturally do not take a reductionist view of young people in problem situations and are of course able to classify any shortcomings at school astutely, young teachers rarely think about the drivers behind them. For this reason, further training days are also important for all those responsible in educational supervision, as they shed light on the topic of participatory justice from many perspectives and derive recommendations for action for educational supervision in the federal states.
For a moment, however, I would like to draw particular attention to the difficult role of teachers. After all, they too are exposed to many structural problems and a thoroughly challenging working environment, and frustration tolerance is certainly just as much a part of everyday life and the chronic underfunding of the education system naturally influences teachers' work mentality and willingness to work. After all, it's the same as in an office. You don't want to work with the worst equipment, you want to work with the best equipment. You want to work in premises that create a friendly and learning-friendly atmosphere. Because here too, I am convinced that not only the performance and will of pupils is influenced by the environment, but undoubtedly also the capacity and working environment of teachers.
For this reason alone, the massive investment backlog of EUR 43.5 billion is a real political problem, as it highlights a chronic failure: That our local authorities are in a bad way due to old debts and that there are simply few monetary resources available to maintain beautiful school buildings and innovative learning spaces: Where ideas can flourish, where learning actually happens. I mean, how often do you hear from teachers who are once again frustrated with the technology, broken windows, lack of digital design options, foul-smelling toilets and leaky roofs?
If you look at the municipal investment backlog of around EUR 43.5 billion in Germany, you first realize the extent to which education has simply been neglected. Specifically, for cities this means that school buildings are becoming increasingly dilapidated and repairs can no longer be kept up with. According to the KFW, the modernization of buildings alone accounts for €43.5 billion, i.e. a third of the total municipal investment backlog. Cities like Kaiserslautern, whose budget is under particularly close scrutiny by the ADD, need more financial leeway and an urgent solution to old debts - also or precisely because of the need to modernize our educational infrastructure. It is also important that financially weak and old industrial cities in general are given more leeway by the ADD to guarantee free cultural activities (swimming pools, cultural venues, etc.) despite high levels of debt.
Concrete and low-threshold offers are an integral part of future education policy
How can we shape our education system in such a way that young people, especially those in problematic situations, are better met where they are in their lives? I would like to present a few ideas that can be actively incorporated and implemented in a school without extreme additional effort - apart from a little more commitment and willingness on the part of the teaching staff and school management.
· Establishment of tutor structures in which teachers carry out regular check-ins with pupils and teachers and consider together what the needs are and where there may be problems. Regular engagement meetings between teachers and pupils with questionnaires.
· Establishment of a low-threshold, unbureaucratic talent fund controlled by the school management for special expenses that families of origin cannot afford for special purchases
· Conclusion of special partnerships with swimming pools, music schools, etc., which may be able to provide their services for young pupils at a reduced price and can confidently communicate their additional needs to responsible bodies online, for example.
· At state level, I would like to see special awards for teachers who are particularly committed to shaping school life in a sustainable way through innovative approaches, possibly with bonus incentives. For example, there is a radio and video club at Bertha von Suttner Kaiserslautern, which was made possible by a donation. Here, the pupils independently prepare fantastic podcasts, discussions and participation formats that shape school life in a positive and more participatory way
· A brief home visitation program like the one in Michigan that incorporates aspects of parent management training to help at-risk parents parent more positively and effectively.
· A special state fund for the core refurbishment of our educational institutions so that places of learning are inviting -- and not sprawling or dependent on the financial strength of a sponsoring association.
Although working in schools in problematic situations is not necessarily always easy, the experiences are real and not embellished. As a teacher, you are therefore almost certainly confronted on a daily basis with realities that many people like to rationalize away or filter out in a state of cognitive dissonance. It is challenging because you are aware of realities that you rarely encounter - far removed from bourgeois life - and question your own principles of life. In a certain way, it is "disappointing" in the truest sense of the word. And yet I think that a plural, embodied understanding of the problems of our society is always better than overlooking the real problems in a state of unconsciousness.
We must also not forget the enormous skills that young people can develop from problem situations and how relevant these are for our society as a whole, which is facing immense upheaval. We need people with transformation skills We need people who go into politics with a keen eye for problems affecting society as a whole, which are often only discussed and debated within the limited and selective consciousness of the middle of society. This is the only way to change mindsets and ultimately actions. Also, people in difficult situations often have resilience, are creative and the cohesion - at least during my time in youth welfare, in the Kotten- and Fischerrücksviertel in Kaiserslautern - has always been immense.
And of course, as you can imagine, I am also a politically minded person. And that's why I would also like to make a strong case for a wealth tax on the top 1-2%, which would be reinvested in the basic income support for children. This alone would raise at least €20 billion, which would be good for the common good. Although it is not a recommendation to you, my emphatic appeal for a basic child protection scheme is for me nothing more than the pure necessity of realizing an actual opportunity for participation through financial contributions. After all, this is ultimately what our market economy mindset, which is of course also shaped by capital, is all about: That actual justice has nothing to do with equality of opportunity, but with participation, which ultimately requires capital in various forms. Cultural capital, social capital, capital in the form of networks, advice and know-how. It is therefore also a shame that Minister Lisa Paus, whom I met in January last year, came up with a meagre 2MRD for basic child protection, which Chancellor Scholz also promised me in an official statement during the 2021 election campaign.
More could, no, should have been done in this ministry for basic child protection. It would have been fully financed with a wealth tax at 17MR. The fact that this was not important enough to us is irrational and also politically unwise, because people are all equally aware of the extent of child poverty in terms of participation. The fact that this means that one in five children is more badly off than well off needs no further explanation. More could simply have been done, including by other coalition partners. Ultimately, we must be clear that good social and education policy means that more resources are needed, but that in the long term it will have a positive effect in terms of training skilled workers, in terms of Germany as a business location and in terms of social peace.
In the end, the goal of everyone in our society is universal: that the school as a place of learning is actually a place of learning and flourishing, and not just a time for sitting out: where young people spin ideas and bring ideas back into the classroom, where overarching discourse exists and a strong school community can develop. I would like to end with a quote from the American civil rights activist WEB Du Bois as an impetus and a bold vision for the education system of tomorrow: "If we make money the goal of man's education, we will develop money-makers, but not necessarily men; if we make technical skill the goal of education, we may have craftsmen, but not, naturally, men. [...] Intelligence, broad sympathy, knowledge of the world that was and is, and of the relation of men to it - this is the curriculum of that higher education which must underlie true life."